Moinsen alle miteinander,

ich bin neu hier und habe seit kurzer Zeit einen Leo 1, der mit ein paar Probleme macht. Der Roller stand etwa 5 bis 6 Jahre herum und wurde nicht gefahren.

Symptome:
a) maximale Geschwindigkeit etwa 70 bis 75 km/h
b) schlechtes Anspringen wenn kalt.

Zur Inbetriebnahme hab ich folgendes gemacht

<ul>
<li>Mehrfacher Motoröl- und Filterwechsel, jeweils nach warmlaufen
<li>Mehrfacher Wechsel des Getriebeöls
<li>Vergaser zerlegt, gereinigt (Ultraschallbad)
<li>neuer Luftfilter
<li>neuer Riemen
<li>neue Kerze
<li>Kühlsystem gespült und neu befüllt
<li>CO auf 3,5% mit der Leerlaufdüse eingestellt, Drehlzahl auf etwa 1600 +-
<li>Variomatik gereinigt (Müssen die Rollen gefettet werden oder nicht?)
<li>Den üblichen Kram für die Wiederbelebung einer Standleiche, der aber nix mit dem Antrieb zu tun hat
</ul>

Folgende Fehlerquellen hab ich schon untersucht und kann sie damit (fast sicher) ausschließen

a1) Keine Drossel verbaut, weder im Auspuff (Reduktionsring), noch an der Vario (Hülse) noch in den Querschnitten vor und nach dem Vergaser
a2) Kompression gemessen: 11,5 bar, auch ok
a3) gestern abend hab ich den Vergaser nochmal zerlegt und festgestellt, dass einer der Vorbesitzer die Hauptdüse aufgerieben hat. Die hab ich durch eine originale Düse ersetzt. Danach lief er nur noch 65 bis 70.
a4) Sowohl ansaugseitig als auch abgasseitig ist alles dicht, die üblichen Verdächtigen wie Schläuche, Verbindungen etc. hab ich o. B. überprüft

Jetzt hab ich ein paar Fragen:
<ul>
<li> In welcher Stellung muss die Düsennadel hängen?
<li> Hab ich irgendetwas übersehen?
<li> Kann man die Zündung einstellen? Vermutlich nicht, das macht ja die CDI, aber wenn die Zündung auf zu spät steht, fehlt halt auch Leistung. Gibt es Drosselungen über die CDI? Woran kann man die erkennen?
</ul>

Zum zweiten Problem: Der E-Choke

Der tuts nicht so richtig. Soweit ich den Vergaser verstanden habe, ist der Choke immer offen, wenn das Thermoelement da drin kalt ist. Er müsste also im kalten Zustand immer anfetten, und wenn er warm wird (entweder durch Motorwärme oder anders), die Kaltstartdüse schließen.

Ich kann den Leo problemlos anlassen, wenn ich einen mechanischen Choke "simuliere", also den Ansaugquerschnitt verenge (Hand vor die Ansaugseite), so dass durch die höhere Strömungsgeschwindigkeit mehr Sprit durch die Hauptdüse gezogen wird. Ergo: Der Choke ist entweder immer geschlossen, oder irgendeine der Spritkanäle ist verstopft.

<ul>
<li>Wie lange dauert es nach Eurer Erfahrung, bis der E-Choke geschlossen ist? Ich vermute, dass das bei den beiden Exemplaren, die ich hier habe, das Heizelement defekt ist, weil es sich in keinster Weise erhizt.
<li> Welche Spannung müsste wann am E-Choke anliegen? Wenn die Zündung an ist oder erst, wenn der Motor läuft?
<li> Gibt es irgendwo eine Risszeichnung des Vergasers?
<li> Gibt es einen brauchbaren Umrüstsatz auf mechanischen Choke?
<li> Hab ich etwas übersehen?
</ul>


Wäre super, wenn Ihr mit mir Eurem geballten Fachwissen ein wenig auf die Sprünge helfen könntet.
Alternativ tausch ich den etwas zickigen Membranvergaser gegen einen einfachen Schiebervergaser, aber das kann ja auch nicht im Sinne des Erfinders sein...

Viele Grüße und schonmal Danke für jeden Hinweis!
Karsten

Moin, erst einmal Lob für deine sehr gute Problembeschreibung.

Nach den Durchgeführten Arbeiten sollte dein Leo einwandfrei fahren. Ich will sagen wir habe ein echtes Problem.
Schau erst mal auf meine Seiten: http://www.aprilia-leonardo.de/ und warten wir es ab was die Spezis von Mods zum Thema drauf haben.

Gruß Reinhold

Hallo Karsten,

willkommen hier im Forum. Du bist ja mit der Materie schon hinreichend gut vertraut.

Nach der Position der Düsennadel kann ich heute Abend mal schauen, ich glaube aber, sie hängt in der mittleren Rille.

Die Startautomatik wird ausschließlich elektrisch beheizt. Für die Zeit bis zum vollständigen Verschließen der Anreicherungsbohrung spielt jedoch die Umgebungstemperatur eine wichtige Rolle - bei - 10 °C dauert es länger als bei 30 °C. Das ist ja so auch durchaus gewollt.

Ist denn der Luftansaugschlauch deines Leos wirklich 100 %ig dicht? Gleitet der Gasschieber leichtgängig in seiner Führung?

Da fällt mir noch ein: Ruckelt der Leo bei maximaler Geschwindigkeit rum? Dann könnten auch Zündaussetzer die Ursache sein.

Grüße, Christian

Hallo Christian,

ich habe heute abend nochmal die Ansaugstrecke kontrolliert, alles dicht. Draufsprühen mit Bremensenreiniger hat nie zu einer Anhebung der Drehzahl geführt, also alles super.
Dann hab ich ihn den Vergaser nochmal zerlegt und nochmal ins Ultraschallbad gelegt und nochmal sorgfältig alles saubergemacht. Danach mal ohne Ansaugluftstrecke laufen lassen, so dass man den Schieberkolben direkt sieht. Der geht auch komplett nach oben und ist wunderbar leichtgängig.
Ruckeln tut auch nix, in keinem Lastbereich.

Und dann hab ich mir die Vario und die Kupplung nochmal angeschaut. Hatte ich zwar auch schon vorhehr, aber da hatte ich wohl nur auf die Rollen geachtet, und die waren quasi neu.
Aber die Führungen, in denen die Rollen laufen, sind doch stakr eingelaufen, und das auch noch ungleichmäßig. Also werd ich in die Richtung nochmal weitersuche, bzw. eine Malossi schnippeldipipp mit Polini Lüfterschnippdipp beschaffen. Das sollte IMO das PRoblem der Geschwindigkeit lösen.

Bleibt noch die Kaltstartautomatik, die nicht anfettet. Da hab ich immer noch keine Idee.

Schönen Abend noch und wenn Euch noch was einfällt, lasst es mich wissen.

Grüße
Karsten

Hallo,
kann es vielleicht sein, das es ein Kontaktproblem ist? Die Nadelheizung wird mit 12 V betrieben. Vielleicht ist das Kontaktgehäuse sprich der Stecker einfach mit einer Oxidschicht überzogen und die Kontaktgabe ist nicht mehr so gut. Will sagen von den 12 V kommen nur noch ein paar Volt an der Heizung an. Vielleicht ist auch die Heizung defekt. Dazu das Teil ausbauen und an 12 V hängen. Die Nadel muß sich 1,5 mm bewegen.

Gruß Jürgen

Hallo,

die Startautomatik wird mit einer Wechselspannung betrieben, deren Höhe und Frequenz von der Motorendrehzahl abhängt. Wenn der Motor höher dreht, wird er schneller warm und es muss zeitlich gesehen auch nicht so lange angefettet werden.

Du kannst die Startautomatik mit 12 V DC oder AC testen; im Innern befindet sich lediglich ein PTC, diesem ist die Stromart gleich.

Die Nadel muss sich aber mehr als 1,5 mm bewegen - ich schaue heute Abend ggf. nach.

Wenn deine Startautomatik nicht mehr heizt, kannst du sie zerlegen und inspizieren. Das ist zwar von Mikuni nicht vorgesehen, funktioniert aber. Ich habe auch schon Startautomatiken zerlegt und wiederbelebt; bei mir lag ein Kontaktproblem am PTC vor.


Ich habe hierzu schonmal was getippt, was ich hier "recyclen" möchte:



Die Teile sind im einzelnen:

1 Staubschutzkappe
2 PTC-Halter
3 PTC-Element
4 Anschlusskabel mit Gummimuffe und Kontaktplättchen
5 Steckergehäuse
6 Gehäuse-Oberteil
7 Dehnstoff-Element
8 Stößel
9 Ventilnadel mit Kolben
10 Druckfeder
11 Gehäuse-Unterteil
12 Dichtring

Prinzipiell kann die Startautomatik zerstörungsfrei zerlegt werden:

* Zwei Messingnieten "herausoperieren" und Staubschutzkappe abnehmen
* Mit Messchieber den Abstand Unterseite-Gehäuse-Unterteil zu Unterseite Gehäuse-Oberteil messen - die Startautomatik ist eingestellt. In meinem Fall beträgt das Maß 32 mm
* Startautomatik auseinanderschrauben (das Gewinde ist mit Loctite gesichert) - VORSICHT: Die Spannung der Druckfeder sollte nicht unterschätzt werden
* Teile der Reihe nach herausnehmen
* Gummimanschette aus dem Gehäuse-Oberteil herausziehen, dabei wird auch der PTC-Halter entfernt
* PTC aus dem Halter entnehmen

In meinem Fall war lediglich eine Kontaktschwierigkeit zwischen den Kontaktplättchen und dem PTC die Defektursache. Die Startautomatik funktioniert wieder einwandfrei.

Ganz kurz zur Funktion: Der PTC beheizt das Dehnstoffelement, welches wiederum das Druckstück bei Erwärmung nach vorne schiebt. Das Druckstück bewegt die Ventilnadel mit Kolben gegen die Druckfeder nach vorne. Der Kolben selbst ist an der Ventilnadel in sich federnd gelagert (als Übertotpunktausgleich). Zerlegen wollte ich das aber nicht - am Ende wäre es noch abgebrochen.
Die Spitze an der Nadel vorne dient lediglich der Führung und hat sonst keine Funktion - die Abdichtung erfolgt durch eine Dichtung am Kolben vorne.


Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter.

Grüße, Christian

Moin.
Faustformel Nadelweg: Bei 20°C an 12 V, 3 mm Weg in 3 Minuten, dann ist der Startautomat ok.

Gruß Reinhold

Moinsen alle miteinander,

vielen Dank für die Infos, ich werd die beiden Startautomatiken heute abend mal zerlegen und schauen, wo das Problem liegen könnte.

Hab ich denn die Funktion des Chokes richtig verstanden?
a) Fettet er an mit mehr Sprit (Düse offen, wenn kalt, Düse geschlossen, wenn warm), oder b) fettet er an, in dem er irgendwie den Gesamtansaugquerschnitt reduziert?
Ich vermute ja bislang a), aber Christians Aussagen zu der Funktion von Kolben bzw. Nadel widersprechen dem.

Grüße
Karsten

Hallo Karsten,

der Vergaser hat einen Zusatzgemischkanal. Dieser beginnt in der Schwimmerkammer. Dort sitzt eine Düse, die die Benzinmenge vordosiert.

Anschließend wird über eine Verbindung nach außen ("Kleiner Luftfilter") das Benzin mit Luft durchmischt. Der Zusatzgemischkanal passiert anschließend die Startautomatik und mündet in das Saugrohr vor der Drosselklappe.
Schau dir das am besten mal beim Vergaser direkt an, dann wird's transparenter.

Bei kaltem Motor ist der Kolben der Startautomatik in deren Gehäuse zurückgezogen. Der Zusatzgemischkanal ist also vollkommen freigegeben. Mit einsetzender Beheizung wandert der Kolben der Startautomatik nach vorne. Dadurch wird der Zusatzgemischkanal allmählich verschlossen, bis er bei warmen Motor komplett zu ist.

Christian

Hi Christian,

vielen Dank! Jetzt ist mir klar, wozu der zweite Lufi ist und was die zweite Düse in der Schwimmerkammer macht. Dann werd ich da nochmal kräftig mit Druckluft durchpusten.

Die Symptome sind ja so, dass einerseits der E-Choke zwar nicht heizt, was aber im derzeitigen Betrieb keine Wirkung hat, weil vermutlich die Gemischaufbereitung für den Choke irgendwo verstopft ist.

Ich such heut abend weiter

GRüße
Karsten