Hinterrad blockierte nach Herausfallen von Bremszylinderschr

[michi123]

Hallo Leonardisti!

Vor nicht allzulanger Zeit habe ich hier im Forum über mein Problem mit dem vom Reifenhändler unkorrekt verbauten Hinterrad berichtet. Nach Überprüfung durch den Apriliahändler hatte sich mein Verdacht bestätigt: die Distanzhülse war verkehrt herum verbaut worden. Das Rad wurde nun vom Apriliahändler wieder richtig eingesetzt.

Doch nun kommt der Hammer: Nachdem ich heuten meinen Bruder zuhause abgesetzt hatte und weiterfahren wollte, blockierte das Hinterrad plötzlich (zum Glück im Schritttempo). Beim genaueren Hinsehen war festzustellen, dass die obere 10er Schraube, die den hinteren Bremszylinder hällt, herausgefallen war. Wir fanden die fehlende Schraube denn auch unweit der Stelle, wo das Hinterrad blockiert hatte. Nachdem wir nun die Schraube wieder eingesetzt haben (und auch die untere Bremszylinderschraube fest angezogen haben, da auch diese nicht wirklich fest sass), folgte ein Bremsversuch:

Die Hinterradbremse war wie ausgewechselt: Druckpunkt später, schlechte Bremsleistung (kein Blockieren des Hinterrades durch volles Bremsen mehr möglich), leichtes Pulsieren, wenn man die Bremse nur leicht zieht. ...was kann das sein??

Das ungewollte Blockieren des Hinterrades war vermutlich die Folge des abgekippten Bremszylinders. Dieser hielt ja nun nur noch an einer - der unteren - Schraube. Auf der Bremsscheibenkante waren auch ein paar kleine Riefen festzustellen, die vermutlich durch den abgekippten Bremszylinder entstanden sind, der an dieser Stelle mit der Bremsscheibe in Kontakt gekommen ist. Dieser Kontakt führte zum Blockieren des Hinterrads.

Meine Fragen nun:
-wer hatte sowas schonmal?
-was ist nun kaputt?

...und vor allem: Ist für den Hinterradausbau das Entfernen des Bremszylinders von der Hinterradaufhängung unumgänglich? Falls ja, war der schlecht befestigte Bremszylinder nämlich der Fehler des Apriliahändlers! Diesfalls hätte ich Grund überaus sauer zu sein!!!

Grüsse von michi123 aus Zürich

[chris84]

ich glaube es wird langsam Zeit, einen Anwalt einzuschalten... Die Sache wird lebensgefährlich!!!
Grund sauer zu sein hast du auf jeden Fall...

Die Bremssatteldemontage ist unumgänglich, sonst bekommt man das Hinterrad nicht ab. Die beiden M8er Bremssattelschrauben müssen von der Werkstatt mit 28Nm angezogen werden, dann lösen sich die auch nicht. (ist zumindest bis jetzt noch nicht vorgekommen...) Die Werkstatt sollte auch im Besitz eines Drehmomentschlüssels sein, hier wurde also ziemlich sicher gefuscht.

Was bei dir nun passiert ist, dass der Druckpunkt etc. verschwunden ist kann ich nicht genau sagen. Schau dir mal die Bremsleitungsbefestigung an, möglicherweise ist der Bogen von der Schraube zur Leitung verbogen oder undicht.

Eventuell solltest du einen weiteren (zuverlässigeren) Apriliahändler hinzuziehen oder die Sache von einem Gutachter begutachten lassen, um eventuelle Schadensansprüche gegen deinen jeztigen Händler geltend zu machen. Aprilia Deutschland sollte von der Sache auch wissen, schreib denen einfach mal ne Email und warte auf Antwort. Würde mich mal interessieren, was die dazu sagen...

MFG
Chris

[Leo1]

Hallo michi123,
das leichte Pulsieren am Bremshebel und die schlechtere Bremsleistung kann eigentlich nur daher kommen, dass die Bremsscheibe einen leichten Schlag hat. Hatte das auch schonmal, nachdem ich versucht habe, mit montiertem Bremsscheibenchloss loszufahren. Ein Austausch ist erforderlich, da Reparatur leider nicht möglich.

Das hat vor 3 Jahren ca. 150 DM gekostet. (einschl. Montage).

In Deinem Fall würde ich aber unbedingt den Aprilia-Händler aufsuchen, denn da ist sehr fahrlässig geschlampt worden. Das hätte bei hohem Tempo sehr böse enden können.
Falls er sich herausreden will, könnte Ihn der Hinweis auf einen Anwaltsbesuch vielleicht dazu bewegen, die Sache kostenlos wieder in Ordnung zu bringen, denn wie Du es schilderst, scheint eine nicht sachgemäß ausgeführte Reparatur der Auslöser für den entstandenen Schaden zu sein. Hierfür muss der Händler haften. Ich hoffe. Du hast einen Rechnung und ggf. einen Zeugen.

Viel Glück
Hans-Gerd

[michi123]

Liebe Leonardisti

Heute konnt ich mir den Schaden mal bei Tageslicht anschauen. Und tatsächlich, die hintere Bremsscheibe hat durch die Blockierung mittels Bremssattelkante etwas Seitenschlag bekommen. Dreht man das Hinterrad, sieht man - sobald die Stelle kommt - wie der äussere Bremsbelag von der Bremsscheibe weggedrückt wird. Kein Wunder pulsiert der Bremshebel nun! Ich hoffe nur, dass durch den Einbau der neuen Scheibe das Problem behoben werden kann. Sprich, dass nichts weiteres zerstört oder beschädigt worden ist.

Der Händler hatte heute - Montag - geschlossen. Werde ihm morgen die frohe Kunde wohl mitteilen müssen. Äusserst Schade, denn der Händler machte ansonsten nen ausgezeichneten Eindruck.

Mal sehen was er sagt. Grüsse euch!

michi123

[michi123]

Habe soeben mit dem Händler telefoniert. Er meinte er werde zuerst intern prüfen, wer an meinem Roller gearbeitet hat.

Er behauptet übrigens auch, dass der Abbau des hinteren Bremssattels nicht zwingend ist, um das Hinterrad abnehmen zu können. Kann mir jemand von euch aufzweigen ob er unter Umständen Recht hat? Eine diesbezügliche Explosionszeichnung oder eine Ausbauanleitung wäre sehr hilfreich für mich.

Danke für eure Hilfe!

michi123

[chris84]

hier ne Explosionszeichnung vom Hinterrad:
http://www.aprilia.no/spdetails.asp?tav=33&cat=650T
bei montiertem Bremssattel muss das Hinterrad samt dem Dreieck mit montiertem Bremssattel von der Achse gezogen werden, ich glaube nicht dass die Bremsleitungslänge das zulässt. ob man anschließend das Dreieck mit montiertem Bremssattel von der Scheibe bekommt weiß ich nicht genau. Auf jeden fall ein erheblicher mehraufwand. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Sattel drangelassen hat.

und selbst wenn: vorher war alles in Ordnung, er hat an dem Fahrzeug gearbeitet und dannach hat sich die schraube verabschiedet. Und zwar unmittelbar dannach, also muss er irgendwo mist gebaut haben...

MFG
Chris

[michi123]

Danke dir, Chris!

Du dürftest wohl Recht haben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendwer das Hinterrad ohne Bremssattelabbau herausnehmen würde. Ohnehin dürfte die Länge der Bremsleitung solchem Vorhaben im Weg stehen. Hinzu kommt, dass dann viel mehr losgeschraubte Teile an der Bremsleitung hängen, die dann am Roller festgemacht werden müssten.

Im Sinne eines durchschlagenden Arguments wäre eine Ausbauanleitung, die den Bremssattelabbau ausdrücklich vorsieht, das beste. Ob es natürlich so eine gibt, ist mir nicht bekannt.

Soweit meinen bestan Dank an euch alle!

michi123

[leo_mbl]

Hm, diese Anleitung dürfte in Aprilia-internen Reparatur-Handbüchern zu finden sein, jeder Händler sollte die doch haben zur Ausbildung seiner Mechaniker auf der betreffenden Marke. Vermutlich müss(t)en die Mechaniker auch bescheinigen, dass sie diesen Typ reparieren können, also eine Art 'Ausweis'. Weil die Antwort "ja ich kann das nach Vorschrift" kann ja jeder geben und prüfbar ist es kaum.
Die Geschichte ist eventuell ein Fall für den Rechtsschutz, wenn Du keinen hast - schade. Hast Du einen, dann würde ich dies mal abklären mit einem Juristen, wo die Möglichkeiten liegen. Ähnliche Fälle hat es bestimmt schon gegeben, bei PKWs sicher.
Das Nachweisproblem wirst Du nicht aber wohl kaum los (ausser via Vorgehensfehler wie oben) - es steht Aussage gegen Aussage. Sonst müsste jede Schraube mit einer Plombe versehen sein...

Grüsse und trotzdem schöne Auffahrt!

Mirko

[Leo1]

Im Werkstatt-Handbuch zum Leonardo ist zum Hinterradausbau folgendes (wort-wörtlich) vermerkt:

7.3.1 Hinterrad abmontieren

- Die zwei Muttern des Auspuffkrümmers herausschrauben.
- Die Hinterradbremse betätigen und die Radmutter herausdrehen.
- Die zwei Schrauben des Bremssattels herausdrehen.
- Die vier Schrauben des Flansches herausdrehen.
- den Flansch mit dem Schalldämpfer entfernen.
- den Bremssattel vorsichtig von der Bremsscheibe herausziehen.
- Die untere Stoßdämpfer-Befestigungsschraube herausdrehen und den Stoßdämpfer vom unteren Anschluß befreien.
- Den Stoßdämpfer-Bremssattelbügel herausziehen.
- das Distanzstück und das Rad herausziehen.

Somit sollte eigentlich alles klar sein.

Gruß
Hans-Gerd

[michi123]

Besten Dank Hans-Gert!

Das hört sich sehr gut an. Meinst du, du könntest mir hiervon einen Scann zumailen (Titelseite und die Seite mit der erwähnten Aufzählung)? Meine E-mail ist in meinem Profil zu finden.

Das wär echt super!

Gruss, Michi123

[Leo1]

OK, bin zwar schon so gut wie in Urlaub und hab mehr zufällig nochmal ins Forum geschaut, aber ich hab dann doch noch mal den Scanner aktiviert.
Ich sende Dir die gewünschten Seiten im PDF-Format, dann kannst Du sie Dir 1:1 ausdrucken.

Viel Erfolg
Hans-Gerd

[michi123]

Vielen, vielen Dank Hans-Gert!

Ich bin übrigens soeben von meinem Termin bei Händler zurück. Der betreuende Mitarbeiter hatte noch relativ grosses Verständnis für mein Anliegen. Er muss allerdings noch das OK des Chefs haben. Es darf wohl aber von einer "Kulanzlösung" ausgegangen werden. Erstmal müssen die jetzt aber ne neue Bremsscheibe bestellen. Also noch ne Woche ohne Leo. Hoffe nur, dass die nun nicht sauer sind, und meinen Leo anderweitig misshandeln. Soweit war man aber ziemlich nett.

Grüsse an alle und einen ausgezeichneten Urlaub für dich, Hans-Gert!

michi123

[michi123]

Resultat:

Habe gestern den Leo zurückbekommen. Mit neuer Scheibe und Belägen. Alles wird vom Händler getragen, ich bezahle nur die Materialkosten der Bremsbeläge.

Somit ist diese Sache voraussichtlich zu meiner Zufriedenheit erledigt...nicht zuletzt dank eurer Hilfe!

Besten Danke nochmals!

Michi123

[michi123]

Unglaublich - der Händler stellt nun doch die ganze Reparatur in Rechnung!!! Gut 350.- Franken, also über 200.- Euro!!

Ich habe heute jedoch nur die Materialkosten für die Beläge überwiesen (die immerhin Fr. 48.- kosten sollen, ~ € 30.-), denn mehr war nicht abgemacht. Ich hoffe es war nur (noch ein!) Fehler des Händlers, ansonsten finde ich das unerhört frech!

Michi123

[joachim]

Hi Michi123,

kennst Du vielleicht nen Rechtsanwalt privat? So ein gewichtiges Wort kann doch sehr beeindrucken, hat mir auch schon viele Nerven gespart.

Oder gibt es bei Dir auch Verbraucherzentralen? Die können Dir sicher auch was schreiben, das den Händler zum Einlenken bringt.

Auf jeden Fall noch viel Erfolg! Und nicht gleich von der ersten Mahnung beeindrucken lassen!

Viele Grüße,
Joachim