mein Name ist Matthias, als 49-jähriger BMW R1150R-Fahrer bin ich seit zwei Wochen auch noch „spätberufener Rollerfahrer“ geworden – in Form eines Leos 125 aus erster Hand, Rentner- und Garagenfahrzeug, 16.000 Laufleistung, EZ99 - aber aufrund der vielen Rippen in der Frontverkleidung und der 18/15er Variorollen tippe ich auf einen Leo1/Bj98.
Der Pflegezustand ist offenkundig okay, aber nix Genaues weiß man nicht (kein Wartungsnachweis) , daher habe ich, nachdem ich dieses Forum gefunden habe, auch erst mal viel gelesen und mich registriert. Das LYS wollte ich nach viel Überlegen erst nicht, habe es gestern aber dann doch noch bestellt.
Zu dem beobachteten Problem: Der Leo fährt nur grob so 75km/h nach GPS, entspricht 78km/h nach Tacho . Der Tacho ist ja erschreckend genau Tankinhalt ist leergefahren und frisch.
Was habe ich bisher gemacht (ich nummeriere mal durch, falls wer Bezug nehmen möchte):
1. Motoröl und Filter gewechselt. Fast gar kein Metallabrieb an der Ablaßschraube.
2. Vario gereinigt, neue 10,7g Rollen eingelegt – nicht geschmiert, und den "Fangdeckel" für das Fett entfernt, damit Abrieb weggeschleudert werden kann. Die Riemenscheiben sind über die komplette Lauffläche blank, es gibt keinen offenkundig ungenutzten Bereich. Riemen hatte 17,9mm, habe ich ausgetauscht gegen einen neuen 18,5mm breiten Athene-Riemen von Detlef Louis.
3. Getriebenes Vario auch zerlegt und gereinigt, leicht gefettet zusammengebaut. Feder scheint Serie, die Varioscheibe hinten kann eingebaut mit den Fingern gegen die Feder auseinandergezogen werden. Kann ich nicht bewerten, schien mir okay, habe ich wieder zusammengebaut.
4. Kupplung hinten mit guter Belagsstärke (nicht gemessen), keine Riefen, erschien mir alles okay. Säubern, leicht schmieren, Zusammenbau.
5. Vergaser:
- a. Schwimmerkammer auf (war eigentlich sauber), Düsen (Haupt: 107,5) mit Bremsreiniger ausgespült, es sah aber alles sauber aus. Schwimmerventil nicht angesehen.
- b. Kleiner Luftfilter war sauber. Habe aber den Schaumstoffpröppel herausgepuhlt und mir angesehen – war sauber – und wieder eingebaut. Was auffallend war: Der Gummi ist stark rissig. Habe ich aber so gelassen, da ich hier aus dem Forum herausgelesen haben, dass dies ein Thema bei Kaltstartproblemen ist - und die habe ich nicht.
- c. Schieber-Membrane war leicht faltig, aber komplett i.O.. Kaum Spuren am Schieberkolben. Beides wieder eingebaut. Leider nicht geprüft, wo die Nadel hängt.
- d. Gummimuffe Vergaser–Einlass war rissig, aber ist ja auch sehr dickwandig. Habe ihn wieder eingebaut. ODER SOLLTE DER UNBEDINGT NEU?
- e. Gummimuffe Vergaser–Luftfilter hatte ein offenbar nachträglich gebohrtes 5mm Loch, das habe ich mit gut klebenden Isolierband geschlossen
- f. CO2-Schraube war 4 Umdrehungen rausgedreht, die habe ich komplett reingedreht und dann 2 Umdrehungen wieder raus. Mußte mit Leerlaufschraube das Standgas etwas korrigieren.
7. Gummimuffe „16“ zwischen Luftfilter und Ansaugschalldämpfer war hoffnungslos löchrig, die habe ich direkt gegen ein Originalteil ausgetauscht - soll ja sehr empfindlich sein, der Leo...
8. Ventilspiel geprüft, war am Einlass okay, am Auslass grenzwertig zu groß – nachgestellt, jetz ist es okay. Allgemein sah die Ventilmechanik sehr gut aus. Nur leichte Spuren auf den Rollen, die Kipphebel ohne erkennbaren Schaden, alle Ventile wurden korrekt gedrückt, keinerlei Ablagerungen zu sehen.
9. Radlager geprüft, alle vier neu gemacht (danke, Chris!! ). Hinten finde ich eine Sache „komisch“: Da ist in dem Guss-Dreieck rechte Radseite ja ein Absatz/Durchmesserverkleinerung, wo die Außenringe der Lager beidseitig zum Anliegen kommen. Die Innenringe werden per Distanzhülse auf Abstand gehalten werden. Dann zieht man aber die Achsmutter an, und das ist m.E. eine klare Doppelpassung. Das MUSS doch zu defekten Lagern innerhalb kürzerer Zeit führen!! Wie seht Ihr das?
10. Bremsbeläge v & h gewechselt. Waren hinten runter und vorne verölt. Ursache: Ein defekter Simmerring. Bin zu faul, den zu wechseln und warte auf eine linke gebrauchte Ersatz-Gabelseite (Tauch & Standrohr)
Nach dem Zusammenbau die Ernüchterung: Diesmal 80 . Nach Experimenten mit der CO2-Schraube habe ich die wieder etwas reingedreht, insgesamt nun 1,5 Umdrehungen raus. Ich konnte keine Auswirkung feststellen.
So, nun das Komische (Teil 1): Wenn ich 80 leicht bergab fahre, dann klettert der Tacho langsam, über 4-500m auf 85 – so als fehle dem Motor 1-2PS - und dann plötzlich gibt es leichtes Stottern. Jedoch Stottern nicht „gebremst“, sondern als würde der Rotax noch die fehlende Leistung finden. Immer so stotterweise, also nicht konstant, zieht er sich dann über einen weiteren km hoch auf ein max von 93km/h. Läge die Leistung konstant an, habe ich das Gefühl, dass er auch 100 erreichen würde. Die Kerze ist leicht rußig, im Elektrodengrund bräunlich => evtl. die CO2-Schraube noch weiter reindrehen?!?
Beim Vergleich mit einem Kumpel (Scarabeo 125 Bj 2000, gleicher Rotax Motor) zieh der mir in allen Lage weg. Beschleunigen aus Stand, Beschleunigen ab 60 und auch Höchstgeschwindigkeit. Sein Scarabeo schafft 120 angezeigte km/h, was GPS gute 100km/h entspricht.
Das Komische – Teil 2 – ist eher tragikomisch: Auf dem Ständer mal ganz kurz hochgejubelt, kommt bei Vollgas rußiger Rauch aus dem Auspuff. Definitiv nicht weiß oder blau, sondern schwarz. Ein bei Volllast überfettetes Gemisch?
An diejenigen, die es bis hierher geschafft haben (sorry für den vielen Text), habe ich die folgenden Fragen:
1. Was mache ich wegen der Rußbildung?
2. Sofern ich den Vergaser noch mal revidiere, wo sollte ich ansetzen?
3. Wo sollte ich auf der Suche nach dem „Stotter-PS“ noch ansetzen?
4. Habe ich irgendwo in meinen Aktionen oben noch einen offenkundigen Fehler gemacht?
Grüße aus Hannover,
Matthias